Zukunft sichern: Wie Emotion und Kooperation die Mikroelektronik attraktiv machen

Wie gelingt es, junge Menschen für Technik- und Mikroelektronikberufe zu begeistern? Im Gespräch mit Mindbox schildert Katrin Meusinger, Leitung Fachbereich People & Skills bei Silicon Saxony, warum Emotionalität, Storytelling und strategische Kooperationen Schlüsselfaktoren für die Fachkräftegewinnung der Zukunft sind.

Storytelling als Schlüssel zur Nachwuchsgewinnung

„Technische Berufe werden oft als trocken oder unpersönlich wahrgenommen“, beschreibt Katrin Meusinger eine der größten Herausforderungen für die Gewinnung von Fachkräften im Bereich der Mikroelektronik. „Eine emotionale Vermittlung kann helfen, diese Vorurteile abzubauen und zeigen, dass Technik auch kreativ und menschlich sein kann.“ In einer Kombination mit gutem Storytelling liegt das Potenzial, auch Mädchen dafür zu begeistern, ist sie überzeugt.

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MINT-Berufe umfassen alle Berufe, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik angesiedelt sind.

Dass das geht, zeigen auch Projekte wie Mint to be, in welchem Silicon Saxony Frauen aus technischen Berufen in Kontakt mit Jugendlichen bringt. Und die Expertin ist sich sicher: „Auch emotionale Geschichten über erfolgreiche Menschen in technischen Berufen können als Inspiration dienen und Vorbilder schaffen.“ In Workshops mit Schulklassen erzählen die Expertinnen von ihrem eigenen Werdegang und stellen verschiedene Hightech-Berufe vor. In diesen Workshops gibt es auch einen praktischen Teil, in dem die Jugendlichen mit einem Mini-Roboter experimentieren. „Wir setzen in diesem Projekt stark auf die Tatsache, dass Menschen sich besser an Informationen erinnern, wenn diese sie emotional berührt haben.“

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Ann-Christin Böttger leitet das Projekt „Mint to be“ und organisiert Workshops mit Mintorinnen und Mini-Robotern, um mehr Mädchen für MINT-Berufe zu begeistern.

Was die Mikroelektronik-Branche attraktiv macht

Die Mikroelektronik ist ein Innovationsmotor, der nahezu alle Zukunftstechnologien befeuert. Von künstlicher Intelligenz über Robotik bis hin zu nachhaltiger Energiegewinnung und Logistik – alles basiert auf Chips. „Wer heute in dieser Branche startet, kann morgen an der Spitze technologischer Entwicklungen und an Projekten mitarbeiten, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben“, ist Katrin Meusinger überzeugt.

Die Karrierewege sind dabei ebenso vielfältig wie zukunftssicher: Forschung, Entwicklung, Produktion, Management – überall werden qualifizierte Fachkräfte gesucht, oft mit überdurchschnittlichen Gehaltsaussichten und sehr guten Entwicklungschancen.

Zudem legen viele Unternehmen großen Wert auf eine moderne, innovationsfreundliche Arbeitsumgebung, die durch Teamarbeit, flache Hierarchien und eine Kultur des lebenslangen Lernens geprägt ist. Die internationale Verflechtung der Branche ermöglicht darüber hinaus Karrieren mit globaler Perspektive. „Die Mikroelektronik ist nicht nur ein spannendes Feld für Technikbegeisterte, sondern auch für Menschen, die Verantwortung übernehmen und Zukunft gestalten wollen“, fasst Katrin Meusinger zusammen.

Fachkräftesicherung im Mittelstand: Erfolgsstrategien für KMU

Gerade kleinere und mittlere Unternehmen müssen im Wettbewerb um Talente kreativ werden – können mit den richtigen Strategien aber durchaus punkten. Ein möglicher Hebel ist zielgerichtetes Content-Marketing: Relevante Inhalte auf den passenden Kanälen, insbesondere Social Media, können Interesse wecken und Nähe zur Zielgruppe aufbauen.

„Ich sehe hier auch große Potenziale für Unternehmen, durch gezielte Nachwuchsförderung ab dem Kindergartenalter junge Menschen für MINT zu begeistern und die eigene Marke zu stärken, indem man z.B. durch Kooperationen mit anderen Unternehmen, die durch Netzwerke und Projekte aufgebaut werden, gemeinsame Kampagnen entwickelt“ sagt Katrin Meusinger.

Projekte wie das „Calliope“-Projekt des Landesverbands Sächsischer Jugendbildungswerke e.V. (LJBW) tun genau das und begeistern mit Unterstützung von Coaches aus dem Silicon Saxony Netzwerk Grundschulkinder in wöchentlich stattfindenden Ganztagesangeboten für das Thema Programmieren.

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Mit dem „Calliope mini“ können Kinder spielerisch erste Programmiererfahrungen sammeln. Unterstützt werden sie dabei von Coaches aus Silicon Saxony.

„Als Netzwerk versuchen wir, mit solchen Kooperationen an verschiedenen Stationen der Talente-Journey anzuknüpfen“, erklärt uns Katrin Meusinger. Auch für die weiterführende Bildung gibt es bereits erfolgreiche Formate: So findet im Sommersemester 2025 an der TU Dresden beispielsweise schon zum dritten Mal eine Ringvorlesung zum Thema Chip-Design statt. „Das Konzept dafür entstammt der Zusammenarbeit zwischen unserem Arbeitskreis IC Design und unserer Hochschulgruppe und wird durch Mitarbeitende aus 15 unserer Mitgliedsunternehmen gestaltet. So kommen potenzielle Fachkräfte frühzeitig in direkten Kontakt mit den Unternehmen, erhalten Einblicke und finden Themen für Praktika oder Abschlussarbeiten.“

Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Nachwuchsgewinnung ist das bundesweite Leitprojekt „Fachkräfte für die Mikroelektronik: skills4chips“, das am 1. November 2024 unter der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gestartet ist. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel gezielt entgegenzuwirken – unter anderem durch den Aufbau einer nationalen Bildungsakademie für Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Berufsausbildung im Bereich Mikrotechnologie, die für viele Chip-Hersteller essenziell ist und durch dieses Projekt größere Sichtbarkeit erhalten soll. „Selbst in Dresden, wo einige Unternehmen seit Jahren erfolgreich ausbilden, ist der Beruf noch weitgehend unbekannt“, macht Katrin Meusinger deutlich. Um das zu ändern, haben sich bereits 2024 vier Dresdner Fabs unter dem Dach von Silicon Saxony zusammengeschlossen. In Kooperation mit dem Fabmobil besuchen sie sächsische Schulen und bringen Jugendlichen in praxisnahen Workshops diesen und weitere Berufe näher.

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Bei einer Konferenz des BMBF zum Auftakt des Aufbaus einer bundesweiten Microtec Academy am 19. März 2025 wurde unter anderem darüber diskutiert, wie man Karrierewege in der Mikroelektronik sichtbar und attraktiv machen kann. Moderiert wurde das Fishbowl von Katrin Meusinger.

Die Präsenz vor Ort ist grundsätzlich ein wirkungsvoller Hebel für kleinere und mittlere Unternehmen, um Talente zu gewinnen. Die Netzwerkverantwortliche betont: „Gerade Events bieten eine wertvolle Gelegenheit, echte Begegnungen zu schaffen – mit niedriger Hemmschwelle und hohem Erinnerungswert.“ Seit vielen Jahren organisiert Silicon Saxony deshalb einen Gemeinschaftsstand auf der KarriereStart in Dresden, die jeden Januar tausende Jugendliche in die Dresdner Messehallen lockt. Auch Empfehlungen auf Arbeitgeberbewertungsplattformen oder Erfahrungsberichte von Mitarbeitenden können helfen, Vertrauen aufzubauen und Sichtbarkeit zu stärken.

Berufswahl ist Teamarbeit

Wenn es um die Entscheidung für einen Ausbildungs- oder Studienweg geht, sind Jugendliche selten allein unterwegs. „Angesichts der riesigen Auswahl – über 320 Ausbildungsberufe und mehr als 20.000 Studiengänge – ist Orientierung heute eine echte Herausforderung“, unterstreicht die Expertin. Deshalb sei es essenziell, nicht nur die Jugendlichen selbst anzusprechen, sondern auch ihr Umfeld gezielt mitzudenken. Eltern, Lehrkräfte, Praxisberater:innen und Berufsberatungsstellen sind wichtige Bezugspersonen, die maßgeblich beeinflussen, wie junge Menschen Chancen und Berufe wahrnehmen. Ebenso spielen digitale Plattformen und Kanäle eine zentrale Rolle – dort, wo die Zielgruppe unterwegs ist, muss auch die Ansprache stattfinden.

Kommunikation, die wirkt: Was Unternehmen jetzt tun sollten

Zukunftskommunikation für die Mikroelektronik braucht mehr als Fachwissen. Sie muss emotional berühren, frühzeitig ansetzen und gezielt alle relevanten Gruppen einbinden. Projekte wie skills4chips und Kooperationen innerhalb von Netzwerken wie Silicon Saxony machen vor, wie die Transformation gelingen kann. Die Botschaft an Unternehmen ist eindeutig: Wer die Talente von morgen gewinnen will, muss da sein, wo sie sind und bestenfalls schon heute ihre Herzen erreichen. Wer morgen noch mitreden will, muss heute zuhören – und handeln.“

Ein herzliches Dankeschön an Katrin Meusinger für das inspirierende Gespräch und die spannenden Einblicke.

Wie die Mikroelektronikbranche die Gen Alpha erreichen kann?

Unsere Kollegin Michelle Klötzer bringt es in 10 Minuten auf den Punkt: Am 17.06. beim 19. Silicon Saxony Day mit ihrem TED-Talk „Unlocking Jetzt vormerken und reinschauen!

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